12. Juni 2013

Es stinkt nach Fisch!

Gestern hatte ich, Mandy, die Möglichkeit einer Betriebsbesichtigung der in Wewak ansässigen Thunfisch-Fabrik. Sie ist zzt. noch Wewaks größter Arbeitgeber mit ca. 1400 Beschäftigten. Da weiter Inlands mehr und mehr Ölpalmenfelder angelegt werden, ist damit zu rechnen, dass eines Tages die Ölpalmenindustrie hier zum größten Arbeitgeber wird. 
Die Thunfischfabrik wurde im Jahr 2000 in Wewak gebaut. Der an der Werft angelieferte – tiefgefrorene – Fisch wird hier soweit verarbeitet, dass am Ende 5,4 Kilo sauberen Thunfisches in einem vakuumverpackten Plastikschlauch – wiederum tiefgefroren – an der Werft wieder auf Schiffe verladen und nach Amerika und Europa geliefert werden, wo er dann weiterverarbeitet. Der Fisch wird in PNG-Gewässern gefangen, jedoch nicht gleich hier vor der Küste Wewaks, sondern v.a. weiter östlich in den Gewässern Richtung der Solomon Inseln.
Es war echt interessant zu sehen, wie die Produktion hier in Wewak abläuft! 
Hier ein kleiner fotografischer Rundgang, geruchslos…  ;o)
In dieser Halle kommt der Fisch an und
wird von den Leuten am Förderband entsprechend der Größe in die Container geschmissen. 
Mit bloßen Händen wird hier gearbeitet.
Ich meinerseits habe mich schon oft genug an gefrorenen Fisch geschnitten.
Wie schaffen das die Leute bloß? 8 Stunden am Tag!

Fisch der gleichen Größe für die Weiterverarbeitung zu haben, hat den Vorteil,
dass man sicher sein kann,dass alle Fische gut durchgekocht sind.
Und alles, was kein Thunfisch ist, wird aussortiert und kommt ins Mittagessen.
Alle Arbeiter bekommen eines pro Tag kostenfrei. Gute Sache!

Der Größe nach sortiert, werden die einzelnen Container im Kühlhaus gestapelt, bis sie dann weiter verarbeitet werden. Und – es ist definitiv der kälteste Ort in Wewak: Das Kühlhaus hat -18ºC!  Man erlebt also mal schnell einen Temperatursturz von ca. 50ºC verglichen mit der normalen täglichen Außentemperatur.
Für die Weiterverarbeitung müssen die Thunfische dann erst mal aufgetaut werden: 
In dieser Anlage wird der Fisch aufgetaut. Und das stinkt!!!

Nach den Auftauen werden die Fische auf Gitterroste gelegt und in großen rollbaren Trolleys gestapelt. So kommen sie in den „Kochtopf“. Und der sieht aus wie ein großer Frachtcontainer.
Danach wird er also gekocht und mittels einer Sprenkleranlage wieder abgekühlt. 
Damit der Fisch danach nicht austrocknet, ist der Zwischenlagerraum auch sehr sehr feucht gehalten. Und dann kommen die Fische in die Halle mit den meisten flinken Händen und werden von Haut und Gräten und Innereien befreit: 

Fertig zum Putzen!
Zuerst kommt die Haut und der Kopf ab und auch die Innereien kommen raus.
Fertig geputzt, kommen die Fische aufs Fließband.
und werden entgrätet.
Hier wird das dunkle Fleisch um die Mittelgräte rausgeschabt.

Das geht alles ziemlich flott, wenngleich der Firmenchef, ein Phillippini, meinte, dass verglichen mit seinem Heimatland, die Produktivität bei den Arbeitern und Arbeiterinnen in Wewak nur bei 70% liegt.

Jedenfalls kommen hier nun die Gräten raus und pro Fisch werden dann vier Viertel Thunfischfilet aufs oberste Fließband gelegt.
Wer von euch schon mal einen richtigen Thunfisch zerlegt oder gegessen hat, also nicht nur das Filet an der Kühltheke gekauft hat…, der weiß vielleicht, dass sich neben dem hellen Fleisch auch ein schmaler Streifen dunklen Fleisches durch den Fisch zieht. Dieses dunkle Fleisch wird an dieser Stelle auch weggeputzt, jedoch extra gesammelt.

Fertig verpackte, vakuumierte 5,4 Kilo Thunfischfilets.

Das ganze passiert an sechs Fließbändern. Am Ende des Bandes werden die Fischfilets dann in die Plastikschläuche gepresst und vakuumiert. Bevor sie dann zum Schockfrosten kommen, muss jeder Schlauch durch den Metalldetektor.

Schockfrostanlage

Eintüten des dunklen Fischfleisches.

An einem kleinen Tisch im Hinteren der großen Halle wird nun auch das dunkle Fleisch noch eingetütet. Große Gräten werden noch aussortiert. Aber logisch, hier sind immer noch genug drin. Nun ja.
Jedenfalls kommen diese Tüten nicht nach Europa oder Amerika, sondern sie werden an eine Fischfabrik in Madang weiterverkauft. Dort kommt ein wenig Öl dazu und ab in die Dose damit. Das ist PNG´s billigster Fisch und wirklich Abfall! Wir haben ihn als Hundefutter gekauft! Aber ja, viele Leute hier in PNG kaufen ihn, eben, weil er der günstigste im Regal ist. Könnten sie sich mehr leisten, würden sie sicher auch lieber das Fischfilet bevorzugen…
Übrigens: Die Leute erhalten einen Stundenlohn von unter einem Euro! 
Und eine solche „Hundefutterfischdose“ kostet sie sozusagen eine halbe Stunde Arbeit. 

PS: Vor ca. 3 Jahren war ich auch schon in einer Zigarettenfabrik

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