01. Juni 2013
Garnelen für einen guten Zweck
Gestern haben Mathias und ich mal eben ein Kilo Garnelen verputzt. Das war lecker! Ihr meint vielleicht, da wir hier am Meer leben, haben wir die Garnelen vor der eigenen Haustüre aus dem Wasser gezogen bzw. auf dem Markt gekauft. Weit gefehlt! Die Garnelen kamen mit dem MAF Flugzeug, und zwar aus Kawito.
1 Kilo Garnelen-Schwänzchen |
Kawito liegt im südlichen Flachland und ist eine Außenstation von MAF PNG, die im vergangenen Jahr wiedereröffnet wurde. HIER findet ihr mehr dazu.
In Kawito sind zurzeit zwei MAF Familien stationiert. Für die Einheimischen gibt es in Kawito nur beschränkte Möglichkeiten, ein Einkommen zu erzielen. So kamen die MAF Familien auf die Idee, den Einheimischen die Garnelen abzukaufen, sie kiloweise und tiefgefroren nach Mt. Hagen zu fliegen, wo sich unsereins und ebenso alle anderen MAF Angestellten dann bedienen können – solange der Vorrat reicht…
Von der Schale befreit … |
Das witzige daran ist, dass die Leute in Kawito eigentlich nur die Köpfe der Garnelen essen und die Schwänze wegwerfen – die wir so gern mögen. Und schon bleibt Keiner hungrig!
Das andere Geniale an den Garnelen ist, dass mit jedem Kilo verkaufter Garnelen ein kleiner Gewinn erwirtschaftet wird, die die Kawito-Piloten dazu nutzen, Medikamente, Brillen und Bibeln zu subventionierten Preisen an die Menschen in den abgelegenen und ärmlichen Dörfern der Western Provinz zu verkaufen
… in der Pfanne gebraten … |
Mif, eine der Kawito-Pilotenfrauen erzählte auf ihrem Blog, wie das Garnelen-Geschäft einen Menschen in Kawito in seinem Alltag hilft:
Eines Tages kam unsere Nachbarin mit einem Mann zu unserm Haus und stellte ihn mir als ihren Onkel vor und sagte, er habe ein paar Garnelen zu verkaufen. „Ok“, sagte ich, „ich hole schnell die Waage.“ Ich wog die Garnelen und bezahlte. Er ging davon. Ich dachte für mich: „Vermutlich sehe ich ihn nie wieder“, denn vermutlich hatte er das Poster gesehen, dass wir Tags zuvor aufgehängt hatten, um den Leuten zu sagen, dass wir Garnelen aufkaufen. Ich glaubte nicht, dass die Idee bald wieder verpuffte bei den Einheimischen und außerdem machte er auf mich nicht wirklich einen gesprächigen oder interessierten Eindruck, ich hatte irgendwie ein komisches Gefühl bei ihm.
Aber am nächsten Tag war er wieder da, mir Garnelen zu verkaufen, und am übernächsten und überübernächsten und … Er kommt 5 oder 6 mal die Woche zu uns, immer bringt er ungefähr ein Kilo Garnelen.
… und als Salat angerichtet. |
Ja, so humpelt er fast täglich zu unserem Haus. Früher war er Mitglied der Papua Neuguinesischen Streitkräfte. Nun ist er zurück im Dorf – mit nur einem Bein. An einem Ort, wo es keine Autos gibt, wo man nur zu Fuß Brennholz besorgen kann, jagen gehen muss, Saksak holen muss oder Kautschuk in den eigenen kleinen Gärten einsammelt – da hat man mit einem Bein nur wenig Chancen. Aber was er gern tut ist fischen. Während 5 oder 6 Nächten pro Woche macht er sich auf zum Garnelenfischen. Am frühen Morgen paddelt er mit seinem Kanu zu unserem Haus und humpelt mit seinen frisch gefangenen Garnelen den kleinen Hügel hoch.
Wir sind echt begeistert, dass unser Garnelen-Geschäft für diesen Mann eine Möglichkeit darstellt, ein kleines Einkommen zu erzielen. Wir beten, dass wir ihn mehr und mehr kennenlernen und es möglich wird, ihm von unserem Glauben bzw. der Liebe Gottes zu erzählen. Denn was er nicht weiß, ist, dass durch den Weiterverkauf seiner Garnelen an Leute in Mt. Hagen und anderen MAF Außenstationen es für Leute in noch weiter abgelegenen Gebieten möglich wird, vergünstigte Medikamenten und Bibeln zu erhalten.
Der Genießer! |
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