31. Dezember 2022

Menschen entscheiden sich für gewaltfreie Konfliktlösung

Blick auf die Landebahn von Pyarulama mit einer Menschenmenge, die das Flugzeug beobachtet.

Eine neue Initiative bringt Frauen und Mädchen in Papua-Neuguinea Hoffnung. In Gesprächen, Diskussionen und durch einen Filmbeitrag sollen die Einstellungen zu geschlechtsspezifischer und durch Zauberei verursachter Gewalt verändert werden. 

Yanamlyn Yana, die als Koordinatorin der Senisim Pasin-Kampagne der PNG Tribal Foundation arbeitet, war sichtlich berührt von dem herzlichen Empfang in Pyarulama. Die Dorfleute in Pyarulama, knappe 20 Flugminuten von Mt Hagen entfernt, waren in Scharen am Landeplatz versammelt, in Erwartung der Delegation von MAF und PNG Tribal Foundation.

Eine große Menschenmenge empfängt das Flugzeug und das Senisim Pasin Team

„Als wir ankamen, war ich ein wenig aufgeregt, denn auf der ganzen Reise hierher erinnerten mich  die Berge an Zuhause, die Bäume, die Flüsse und so weiter. Als wir landeten, waren sowohl Kinder als auch Erwachsene da. Sie alle waren sehr glücklich und aufgeregt, uns zu sehen, denn sie wussten bereits, dass es ein Programm geben würde“, sagte Yanamlyn und ergänzt: „Als Nichtregierungsorganisation sucht die Tribal Foundation immer nach Möglichkeiten, wie wir das Leben der Menschen nachhaltig beeinflussen können.“

„Wir suchen nach Partnerschaften, die einen strategischen und dauerhaften Einfluss auf das Leben der Menschen haben werden.“

YANAMLYN YANA

Die Senisim Pasin Kampagne für den Busch

“Senisim Pasin“ ist Tok Pisin und heißt übersetzt etwa „Ändere deine Verhaltensweisen” oder “Ändere deine Gewohnheiten”. Die PNG Tribal Foundation hat ein Programm entwickelt, das Menschen, vor allem Männer, zur Diskussion anregen soll, ihre Art der Konfliktlösung zu überdenken und – hoffentlich – zu ändern. MAF ist der ideale Partner, dieses Programm in die schwer erreichbaren Gebiete zu tragen, weg von den urbanen Zentren hin zu den Menschen “im Busch.” 

Der dritte Partner bei dieser Initiative ist Brot für die Welt. Sechs Flüge bzw. Einsätze in 6 Dorfgemeinschaften werden durch Brot für die Welt finanziert, bei denen jeweils ein Team geschulter MAF Mitarbeiter für einen Übernachtungseinsatz, und ein paar Wochen später zu einem Follow-up-Visit in ein Dorf fliegen.

Mandy hatte die Gelegenheit, den ersten “Senisim Pasin” Einsatz mit ihrem Team für MAF zu dokumentieren. HIER geht es auch zu einem – englischen – Video über den Einsatz.

Die Dorfbewohner von Pyarulama bereiteten ihren Gästen einen herzlichen Empfang und überreichten ihnen als Zeichen der Dankbarkeit – und in gespannter Erwartung des Programms – eine Fülle von Wassermelonen und anderen selbst angebauten Früchten. Wiederholt wurde von den verschiedenen Rednern und lokalen Führungspersonen betont, dass die Melonenschalen unbedingt in Mt Hagen “begraben” werden müssen und wir sie alle mit ausfliegen müssen. 

Führende Persönlichkeiten der Dorfgemeinschaft und ihre Geschenke als Anerkennung für das Team.

„Es gab mehrere Fälle von häuslicher Gewalt. Eines Tages schlug ein Mann seiner Frau eine tiefe Kopfwunde mit dem Buschmesser.“ 

MATTHEW PANGLASS

Yanamlyn fasst das Anliegen der Kampagne zusammen: Menschen sollen dazu angeregt werden, ihre Einstellung zu überdenken und davon abzukehren, dass Gewalt ein akzeptabler Teil des häuslichen Lebens sei: „Es ist besorgniserregend zu wissen, dass die Dorfgemeinschaft dies als normal ansieht. Das bedeutet, dass wir noch viel Arbeit vor uns haben, um ihnen klar zu machen, dass Gewalt nicht der richtige Weg ist, um Probleme zu lösen. Und dass es andere, bessere Wege gibt, ein Missverständnis oder einen Streit durch angemessene Kommunikation zu lösen.”

Yanamlyn Yana im Gespräch mit einer Gruppe von Frauen in Pyarulama

Gewalt in der Dorfgemeinschaft

Matthew Panglass, Mitarbeiter des Gesundheitsdienstes der Gemeinde Pyarulma, sieht regelmäßig die Auswirkungen von Gewalt.

„Es gab mehrere Fälle von häuslicher Gewalt. Eines Tages schlug ein Mann seiner Frau eine tiefe Kopfwunde mit dem Buschmesser. Da ich mit der Behandlung dieser Wunde überfordert war, habe ich bei MAF angerufen und sie an das Kompiam-Krankenhaus überwiesen. Manchmal gibt es Probleme bei Kämpfen mit Schussverletzungen. Manchmal gibt es Streit in der Familie und ein Bruder tötet einen anderen Bruder oder so etwas“, sagte er.

Matthew Panglass, Dorfgesundheitsmitarbeiter in Pyarulama

Joshua Wari, der stellvertretende Leiter des MAF-Bodenbetriebs, und Teil des Teams in Pyarulama, berichtet: „Einige Leute, die wir interviewt haben, waren ehrlich zu sich selbst, sprachen ehrlich über ihrer Ehe. Andere hielten sich ein wenig zurück, weil wir nicht an einem mehr privaten Ort mit ihnen sprechen konnten” und zu viele Leute mitgehört haben.

Daniel Kingal, Logistikmitarbeiter bei MAF, sagte, dass junge Mädchen mit am schlimmsten betroffen seien: „Einige von ihnen werden zwangsverheiratet, weil es hier keine Schulen und andere Entfaltungsmöglichkeinen gibt. Die einzige Möglichkeit besteht also darin, einen angesehenen lokalen Mann zu heiraten, nur damit ihnen eine gewisse Sicherheit geboten werden kann.”

Yanamlyn bestätigte, dass die Interviews gezeigt hätten, dass Gewalt als normaler Teil des Lebens angesehen werde: „Die meisten Männer, oder die wenigen, mit denen ich Einzelgespräche geführt habe, denken, dass jeder Mann so etwas tut. Und jeder Mann im Land muss es tun. So sehen sie es.”

Pyarulama-Kinder schauen aufmerksam den Senisim Pasin Film

Die Vorführung des Films und seine Wirkung

Zwischen 200 und 300 Menschen mischten sich um den Vorführbereich, begierig darauf, die Botschaft von Senisim Pasin zu sehen und zu hören, ohne sich über den drohenden Regen Gedanken zu machen. Glücklicherweise hielten die grauen, tiefhängenden Wolken den Regen bis nach Mitternacht zurück, damit die Familien die Senisim Pasin-Botschaft auf der großen Leinwand sehen konnten und spätabends auch noch trocken durch den Dschungel zu ihren Häusern laufen konnten.

Yanamlyn berichtet: „Einige von ihnen kommentierten in ihrer Sprache, und Solo [der die örtliche Engan-Sprache versteht] sagte, als wir zu der Aktion, der Unterzeichnung des Versprechens, aufriefen, dass die Leute sagten: ‚Ja, wir wollen keine Kämpfe mehr. Wir wollen Frieden, und dann wollen wir das hier unterschreiben.‘ Das war also etwas, was viele der Männer sagten. Und dann gingen sie nach vorn und unterschrieben den Eid.”

„Das ist es, was wir in Senisim Pasin sehen wollen,” fährt Yanamlyn fort. “Sie haben durch die Aussagen und Geschichten der Menschen in dem Film gesehen, was Gewalt angerichtet hat. Und jetzt werden sie zu der Frage hingezogen: Was kann ich tun? Und dann geben wir ihnen die Gelegenheit, gemeinsam mit uns Stellung zu beziehen.“

Am Ende des Abends unterzeichneten 43 Personen, vor allem Männer, das Senisim-Pasin-Versprechen und machten einen Schritt nach vorn, um ihre Gemeinschaft zu verändern.

Solo Yokopyao wendet sich nach der Filmvorführung an die Zuhörerschar
Ein Mann bei der Unterzeichnung des Senisim-Pasin-Versprechens

MAF übernimmt die Verantwortung für die Senisim Pasin-Kampagne

Die Partnerschaft mit der Tribal Foundation, die Senisim-Pasin-Kampagne in mehr ländliche Gemeinden zu bringen, entspricht der Vision der MAF, Menschen, die in Isolation leben, Hilfe, Hoffnung und Heilung zu bringen und zu sehen, wie Menschen durch die Liebe Christi verändert werden. 

„Wir suchen auch nach Partnerschaften, die einen strategischen und dauerhaften Einfluss auf das Leben der Menschen haben werden. Und ich glaube, dass MAF ein Partner in diesem Bereich ist, um möglichst viele Menschen über geschlechtsspezifische Gewalt und Gewalt durch Zauberei aufzuklären,” sagte Yanamlyn. „MAF leistet unglaubliche Arbeit und hilft vielen Gemeinden. Gott steht hinter MAF.“

Mit finanzieller Unterstützung von Brot für die Welt wird MAF die“Senisim Pasin“ Kampagne in entlegene Gebiete PNGs tragen, um Aufklärungsvideos zu verbreiten, die dazu beitragen sollen, Gewalt gegen Frauen in PNG zu stoppen, zunächst in sechs Gemeinden in den Provinzen Enga, East Sepik und Southern Highlands.

The Senisim Pasin Outreach Team at Pyarulama. L-R.: Daniel Kingal, Alex Lewa, Yanamlyn Yana, Solo Yokopyao, Ephraim Kukyuwa, Joshua Wari
Pyarulama Flugplatz aus der Vogelperspektive

300 Kilogramm Wassermelonen!

Wir haben tatsächlich alle Wassermelonen mit ins Flugzeug nach Mt Hagen fliegen können! Mathias hat das Flugzeug so leicht wie möglich gemacht, Minimum-Sprit und unnötige Gurte und anderes an der Base zurückgelassen. Und das Tolle, an genau dem Tag hat sich das MAF Mt Hagen Team zum halbjährlich stattfindenden MAF International Gebetstag versammelt. Ein Nachmittag mit verschiedenen Gebetsstationen für unsere verschiedenen Abteilungen und internationalen Programme und Landesvertretungen – welcher immer mit einem Kaffeeklatsch und Snacks endet. Und so haben wir viele Melonenschalen direkt im Kompost unserer MAF MT Hagen Base vergraben! 🙂

Hier noch eine Bildergalerie, mit Fotos von Mandy. Die oben im Artikel stammen von Annelie Edsmyr und Landen Kelly, ihren Kolleg:innen. Von ihnen sind auch die Filmaufnahmen. Mandy war eher für die Kommunikation mit der Dorfgemeinschaft zuständig (und deren Zustimmung für die Film- und Fotoaufnahmen) und hat die Interviews geführt. Geniale Teamarbeit!


G. Schellhase am 22. Januar 2023 um 22:25 Uhr

Danke für die interessanten Einblicke.
Viel Kraft, Bewahrung und Gottes Segen Euch weiterhin.


Mandy Glass am 24. Januar 2023 um 06:47 Uhr

Dankeschön!


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