1. Mai _ AusFLUG
Sie haben die Missionsarbeit nach vielen Jahren in die Hände der Einheimischen übergeben. Zum Abschieds-Gottesdienst war die Buschkirche voll. Männer und Frauen sitzen nach Brüdergemeindetradition getrennt. Rudi, der schweizer Missionar, hält 90 Minuten eine eindrucksvolle Predigt über Verantwortung und „in Besitz nehmen“. Die Missionsarbeit ist in Tinboli ca. 50 Jahre alt. Verglichen mit der jahrhundertalten Geschichte des Christentums in Europa, befindet sich die Gemeinde in Tinboli noch in den Kinderschuhen. Am Ende des Gottesdienstes bekommen Rudi und Judith Abschiedsgeschenke und auch Mandy und ich werden bedacht.
Mandy hält einen traditionellen Bastrock an ihre Taille. George, der Pastor sagt, dass sie vergangene Woche, als die den Landeplatz gemäht haben, teilweise in diesen Kleidern gearbeitet haben. Mittlerweile ist diese traditionelle Kleidung auch im Busch verschwunden und die Leute tragen Second Hand Kleider.
Mandy und ich haben uns ein bisschen in Tinboli umgesehen: ein großes Dorf, in dem ich zum ersten Mal in PNG doppelstöckige Häuser aus Baumpfählen gesehen habe.
Wir werden zu einer Kakao-Fermentier-Anlage geführt und bekommen eine kleine Einweisung wie das Ding funktioniert. Mandy hatte die Einführung am vergangenen Samstag in Munduku, jetzt war ich dran 🙂
Tinboli ist ein erstaunlich entwickeltes Dorf, es sieht sehr sauber aus und hat die größte Grundschule in diesem Gebiet. Zu Tinboli gehören noch viele kleinere Dörfer, die um Tinboli herum entstanden sind.
Trotzdem gibt es auch Probleme in dem Dorf. Vor Jahren gab es einen funktionierenden Gesundheitsposten. Das sind kleine Häuser, in denen ein medizinisch trainierter Einheimischer Medikamente an die Menschen austeilt oder auch ein Notfallflug ins nächstgelegene Krankenhaus organisieren kann. Der Gesundheitsposten ist schon seit langem unbesetzt und verfällt. Die Gesundheitsposten im Land wurden in der Regel von Missionen und Kirchen eingerichtet. Irgendwann wurden sie in einheimische Hände übergeben und sollten nun vom Staat unterhalten werden – der sich ganz offensichtlich nicht um die Gesundheit der Einheimischen kümmert.
Nach vier Stunden und einem leckeren Reisgericht mit Grünzeug machen wir uns wieder auf den Rückflug nach Wewak. Schon während des Gottesdienstes hat es geregnet und ich fragte mich wie der Rückflug wohl wird. Es waren immer noch Schauer in der Gegend von Tinboli. Wir warten eine Lücke in den Schauern ab und starten. Zwischen Tinboli und Wewak steht eine große, dunkle Wolke und drumherum viele Schauer. Wir können unter den Wolken und zwischen den Schauern durchfliegen und sind 30 Minuten später wieder in Wewak.
Wir sind sicher, dass Gott uns einen Weg geschaffen hat, um diesen Einsatz in Tinboli zu ermöglichen. Schon der Hinflug war spannend. Kaum sind wir in Wewak gestartet und über den Berg Richtung Tinboli unterwegs, sehen wir eine Wolkendecke so weit das Auge reicht. Ich bin lange Zeit am überlegen, ob es besser wäre umzudrehen, nach Wewak zurückzufliegen und nochmals eine Stunde zu warten, bis die Sonne den Morgennebel vertrieben hat. Mandy stellt ebenfalls fest, das die Wolken nicht sehr verheißungsvoll aussehen. Aber mit genug Treibstoff im Tank für drei Stunden Flug und einer Flugzeit von 30 Minuten nach Tinboli hätten wir über Tinboli noch eine Weile kreisen können.
Wir haben nicht kreisen müssen, denn fünf Flugminuten vor Tinboli brach die Wolkendecke auf und immer größere Löcher werden sichtbar. Wenn Gott das Wasser im Roten Meer teilen kann, dann hat er heute für uns die Wolken geteilt.
Auf dem Rückflug dasselbe. Wären wir eine Stunde später gestartet, wären wir wahrscheinlich mitten durch ein rießiges Niederschlagsgebiet geflogen, mit schlechter Sicht, niedrigen Wolken und vielleicht sogar Gewitter. Stattdessen hat Gott uns einen Schön-Wetter-Korridor bereitet, durch den wir einfach nur durchfliegen mussten.
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