Medevac

Ein langer Flugtag

Da das Wetter am vergangenen Freitag nicht fliegbar war, wurde das komplette Programm auf Samstag verschoben.

In Wewak wurde das Flugzeug beladen mit Frachtgütern für Missionare in Amanab: Lebensmittel, ein Spaten, Buschmesser und noch manches andere. Von da aus ging es leer nach Edwaki. Dort warteten einige Passagiere für Vanimo. Aus normalerweise 25 Minuten wurde eine Stunde Bodenzeit in Vanimo. Zwei einheimische Passagiere hatten Fracht für Edwaki, 300 kg. Da alles in kleinen Portionen verpackt war, dauerte das Beladen so lange. Von Edwaki ging es mit einem Passagier nach Magleri, wo ein Gesundheitshelfer zustieg. Beide mussten nach Anguganak. In Anguganak kam dann die Anfrage für einen Medevac nach Wewak. Mathias würde später noch einmal hier landen… Noch gab es anderes Programm abzuarbeiten: Vier Passagiere aus Sibilange wollten zurück nach Lumi. Jim und Jean Thomas vom Tenkile-Projekt hatten einige Zeit in Sibilanga verbracht, um mit der Dorfbevölkerung zu arbeiten. Der Abflug war spannend. Zum einen kann Mathias nun nach seinem 250 Stunden Checkflug mehr Last aus vielen Plätzen ausfliegen. Die Start- und Landebeschränkungen wurden nach unten korrigiert oder fallen ganz weg. Da er zzt. einen Airvan ohne Turbolader hat, war es noch mal mehr interessant. Die Landebahn in Sibilanga ist eine der anspruchsvollsten in seinem Einsatzgebiet hier im Sepik: 7 % Steigung und nur gut 430 m lang. Kurz vorm Ende der Landebahn hob er ab und ließ die Baumwipfel unter dem Flugzeug vorbeigleiten. Alles im normalen Bereich!
Unser himmlischer Vater ist der Herr über alle Naturgewalten. Musste es deshalb Tags zuvor regnen, damit Mathias am späten Nachmittag noch in der Gegend war, um einen Medevak aus Anguganak nach Wewak zu fliegen?!…
In Anguganak gibt es zwar ein kleines Krankenhaus, aber dort war man überfordert. Die Nachgeburt kam nicht und nach der Zwillingsgeburt war die Mutter sehr geschwächt. Sogar die Ambulanz kam pünktlich zum Flugplatz, um den Weitertransport ins Kankenhaus zu übernehmen. Trotzdem: auf der Krankenbahre war noch ein blutverschmiertes Laken. Ersatz war natürlich keiner vorhanden, ebensowenig Einmalhandschuhe. Wie gut, dass MAF da einen Vorrat hat… Und anstatt sich zu beeilen, fing der Krankenwagenfahrer an, die Familie nach ihren Daten zu fragen, um alles auf irgendeinem Fresszettel zu notieren. John, einer der Basemitarbeiter, hat sich etwas aufgeregt: Die Frau muss ins Krankenhaus mit den neugeborenen Zwillingen. Dort wird ja wohl genug Zeit sein, alles Formelle zu klären. Jetzt gilt es das Leben der Drei zu schützen und zu retten! Rita, die Schwester der Neugeborenen und Joel, ein Basemitarbeiter, tragen die beiden Zwillinge zum Ambulance-Fahrzeug. Wie winzig die Kleinen! Und wie schwach.Während die Familie ins Krankenhaus fährt, sitzt Mathias noch im Büro: Papierarbeit. Die Frachtpapiere und Tickets müssen noch vervollständigt werden. Bei so vielen Sektoren kommt einiges zusammen. Das Geld muss gezählt werden und ordnungsgemäß verbucht werden. Dafür ist in letzter Instanz John zuständig. Gegen 18.30 ist Feierabend. Ein Arbeitstag von 11,5 Stunden. Mandy war auch am Flugplatz. Bereits gegen 17 Uhr. Aber da wussten weder John noch Mandy, dass Mathias noch für den Medevac nach Anguganak flog. Außerdem sollte Mandys Schwester 17.45 landen. Mathias wunderte sich schon, dass er die Fokker 100 von Air Niugini nicht im Funk gehört hatte. Und dies konnte er auch nicht: der Flug war gestrichen worden. Also nix mit Ausschlafen am andern Morgen: neue Landezeit: 6 Uhr morgens…

Urlaub auf dem MAF Compound

… und das kommt immer wieder vor. Da wir hier zzt. zwei leerstehende Pilotenhäuser haben, nutzen einige MAF-ler aus dem Hochland oder auch andere PNG-Missionare die Gelegenheit, hier in Wewak ein paar Urlaubstage zu verbringen.

Dr. Addy, eine Inderin, und Dr. Sharon, ein „Kiwi“, kamen vor kurzem für ein medizinisches Symposium und ein paar Urlaubstage nach Wewak. Sie arbeiten im Krankenhaus in Rumginae. Dort im südlichen Flachland hat MAF auch eine Außenstation mit zwei Piloten, die mit ihrem Flugzeug der Krankenwagen und versorgen ein Gebiet so groß wie Süddeutschland. Für uns ist es immer wieder interessant, andere Missionare, ihre Geschichte, ihre Vision und ihren Dienst in PNG kennenzuler-nen.Vor allem wird daran auch deutlich, wie wichtig und notwendig der Flugdienst von MAF ist, gerade in Bezug auf die medizinische Versorgung in Notfallsituationen, wie Geburtskomplikationen, Schlangenbisse, Verletzungen mit Buschmessern etc.
Wer mehr wissen will über das Krankenhaus in Rumginea, sei auf einen Blogeintrag des dort stationierten MAF Piloten verwiesen:
Haus Sik Rumginea

Mathias´ Vertretungspilot (wir hatten noch Urlaub) erzählte, wie hart es für ihn am vergangenen Dienstag war, als er die beiden Doktorinnen nach Telefomin flog, wo sie noch ein paar Tage in der kühleren Hochlandluft genießen wollen. Mit den beiden Ärtztinnen an Bord flog er über ein vom Unwetter zerstörtes Dorf, ohne helfen zu können. Er wusste, dass das Dorf einen Medevac angefordert hatte. Eine Frau hatte zum Beispiel mehrere Knochenbrüche. Er hatte für den Platz keine Landeerlaubnis… Die MAF Twin Otter kam erst zwei Tage später.

Wie gesagt, zzt. sind drei junge Männer hier zu Gast und kommenden Montag kommt eine Familie, die seit 20 Jahren im Dienst für MAF steht und noch einmal zu den Anfängen ihrer Zeit in PNG reisen will, bevor sie Mitte des nächsten Jahres zurück nach Neuseeland reisen. Damals war Colin Mechaniker und Wewak das Hauptquartier von MAF PNG. Heute sind sind in Mt. Hagen im Hochland stationiert und er arbeitet dort als Qualitätsmanager.

Und dieser „Gästebetrieb“ ist es, der v.a. Mandys Alltag mitbestimmt. Sie muss die Anfragen mit Mt. Hagen koordinieren, die Häuser und schlussendlich den gesamten Compound sauber halten. Aber glücklicherweise hilft da die Hausmeri kräftig mit bzw. tut die eigentliche Arbeit in den Häusern und auf dem Grundstück. Aber auch das will organisiert sein und diktiert dann auch stückweit den Tagesablauf:
Naomi kommt um 8 Uhr und mit einer kleinen Andacht auf Tok Pisin starten sie in den Tag, noch ein wenig Small Talk und dann gehts an die Arbeit. 10 Uhr ist Frühstückspause, Mandy kocht Kaffee und richtet einen kleinen Imbis. Nach einer Stunde Mittagspause wird um 13 Uhr der nächste Arbeitsauftrag erteilt. 15 Uhr ist noch mal eine kleine Pause, um 17 Uhr Feierabend. Dann bekommt Naomi 2 Kina für den Bus. Zahltag ist immer aller 14 Tage am Freitag. Das ist landesweit so üblich hier in PNG.

Medevac


Ich bin zur Zeit sehr beschränkt, was die Routen und Landeplätze angeht, die ich fliegen bzw. anfliegen darf. So kommt es, dass ich derzeit „nur“ ein bis zwei Tage pro Woche fliege. Am Freitag war wieder „mein“ Flugtag. Unter anderem musste junger Bub mit einer Entzündung im Unterleib dringend ins Krankenhaus. Der Junge konnte nicht mehr sitzen, so habe ich ihn auf eine Matte ins Flugzeug gelegt und mit einem Gurt gesichert. Sein Vater hat ihn begleitet.

Wertvolle Lektionen

Vergangene Woche war wettertechnisch sehr schlecht. Es ist Regenzeit und das beeinflusst unseren Flugbetrieb sehr. Wir mussten viele Flüge absagen, die wir gerne gemacht hätten, dafür fanden andere statt, die vielleicht wertvoller waren, als wir annehmen. Mein Kollege Martin Köhler hat am Samstag Flüge nachgeholt, die er ebenfalls unter der Woche nicht geschafft hat. Auf seinem letzten Flug hatte er einen ungeplanten Medevac. Eine schwangere Frau hatte Geburtsschwierigkeiten und musste so schnell wie möglich ins Krankenhaus. Martin erzählte, dass die Wehen bereits im Flugzeug angefangen haben und die Frau nach der Landung sofort ins Krankenhaus gebracht wurde. In letzter Minute. Und dies auch n icht von der örtlichen Ambulanz, die von unserm Basemitarbeiter dreimal angefunkt worden ist, sondern vom New Tribes Missions Pilot, der kurz vor Martin gelandet ist und sein Flugzeug bereits schon aufgeräumt hatte.
Zur Zeit ist Nord-West-Saison, dass bedeutet, schlechtes Wetter für das nördliche Flachland bzw. das Sepik-Gebiet. Am vergangenen Mittwoch haben wir besonders damit zu tun gehabt. Über Funk haben wir erfahren, dass unser Ziel frei von Wolken ist, und bereits zwei Flugzeuge gelandet sind. Also starten wir auch und denken, dass es schon einen Weg gibt ,um zu unserem Ziel zu kommen. Nach einer halben Stunde Flug sehen wir, dass eine breite und hohe Wolkenwand zwischen uns und dem Ziel liegt. Da wir nur Fracht geladen und Sauerstoff an Bord haben, versuchen wir, die Wolkenwand zu übersteigen. In 5 Kilometer Höhe sehen wir aber immer noch keinen blauen Himmel und treffen die Entscheidung umzukehren. Auf halben Weg nach Wewak landen wir auf dem Flugplatz Ambunti, um Kräfte und Sprit zu tanken. Wir sind enttäuscht, dass wir keinen Weg gefunden und bisher nur Kosten verursacht haben. Aber es gehört zum Training dazu, wertvolle Erfahrungen zu sammeln, die oftmals nicht kostenlos zu haben sind. Aber damit noch nicht genug, es gab noch eine Lektion. Nach dem Anlassen des Motors in Ambunti hat ein Fluginstrument nicht ordnungsgemäß funktioniert. Wir beobachten das Instrument und rollen zum Start. Kurz vor dem Start treffen wir die Entscheidung, den Senior-Piloten anzufunken. Der Senior-Pilot ist vergleichbar mit einem Abteilungsleiter und ist verantwortlich für alle GA8, die in PNG für MAF fliegen. Es dauert eine Zeit, bis wir den Senior-Piloten über Funk erwischen, denn er ist gerade in einer anderen Region unterwegs. Er gibt uns die Erlaubnis, trotzdem zu starten, aber mit der Auflage, die Mechaniker in Mt. Hagen zu informieren. Wir haben alles versucht, aber die Mechaniker in Hagen gehen nicht ans Funkgerät. Eigentlich müssen sie jederzeit erreichbar sein, aber manchmal gibt es solche Tage … Wir starten und fliegen noch trainingshalber verschiedene Landeplätze an und sind bald wieder zurück in Wewak. Dieser Tag war voller guter Lektionen.

Medevac

Letzte Woche Donnerstag musste ich, Mathias, mein Übernachtungspaket packen. Geplant war ein Flug nach Telefomin, ans Westende von PNG. Von dort sollten wir einheimische Biologen zu entlegenen Landeplätzen fliegen, die dort nach Schädlingen suchen. Leider war unsere Maschine mit den Passagieren und der Fracht so voll, dass ich nicht mitfliegen konnte. Mein Fluglehrer musste die Flüge nach Yapsi und Tumobil erledigen, während ich am Boden die „MAF-Handbücher“ studiert habe. Gegen 15 Uhr wurde das Wetter schlecht und mein Fluglehrer brachte seine Passagiere wieder mit nach Telefomin. Für heute ist Schluss, aber Morgen ist noch ein Tag, an dem er noch mal probiert, die Passagier an ihr Ziel zu bringen. Freitag. Ich frühstückte also heute in Telefomin. Wegen dem schlechten Wetter am Vortag verschiebt sich auch unser Plan für heute. Noch warten die Passagiere für Yapsi und Tumobil auf ihre Flüge und ich am Boden darauf, dass mein Fluglehrer wieder zurückkehrt. Am späten Vormittag starte ich endlich mit unserer Maschine Richtung Kiunga. Dort sollen wir die GA8 eines Kollegen übernehmen und zur Wartung nach Mt. Hagen fliegen. Leider funktionierte das GPS in der Maschine nicht. Das bedeutet, dass wir unsere Landeplätze nach guter alter Navigation finden mussten: in die Karten schauen und rausgucken. Wir waren gerade zwischen Tari und Mt. Hagen unterwegs, das ist ein 40 Minuten Flug, als wir einen Funkanruf von unserer Base in Mt. Hagen bekamen. Wir sollen ein Medevac aus Wopasali durchführen. Ein Junge ist schwer verletzt und sein Vater wird ihn begleiten. Wir hatten ein Problem: ohne GPS konnten wir nur ungefähr schätzen, wo der Landeplatz ist. Ich war schon lange nicht mehr in der Gegend. Wir hatten nur die Karte und mussten schnellsten den Platz finden. Zudem regnete es noch und wir mussten wegen Wolken dicht über dem Gelände fliegen. Das erleichtert die Navigation nicht gerade. Nach der geschätzten Flugzeit kamen wir über einen Bergrücken und sahen die Landebahn direkt unter uns. Durch einen Regenschauer landeten wir in Richtung der untergehenden Sonne, es war eine Zwei-Piloten-Leistung, und rollten zum Parkplatz. Der verletzte junge Mann wurde von einer Glaskugel am Auge getroffen. Als wir ihn sahen, war er bewusstlos und wurde von seinem Vater getragen. Wir legten den Jungen in der Kabine auf den Boden. Der einheimische Pastor sprach ein Gebet und wir machten uns fertig für den Start. In Mt. Hagen wartete schon der Krankenwagen und brachte den Jungen samt seinem Vater ins Krankenhaus. Wenn ich so darüber nachdenke, dann erscheint es mir, als wollte Gott dem Jungen helfen. Die Bedingungen für unseren Flug waren alles andere als ideal. Ich wollte den Landeanflug abbrechen als der Regenschauer die Sicht erschwerte, wir in die Sonne flogen und kaum sehen konnten, wie hoch wir über den Bäumen waren.