11. Februar 2013

Messer in der Brust

Zurück in Wewak ging es für Mathias gleich mit vollen Flugtagen los. Auch am Samstag musste er fliegen. Zurzeit haben wir ja Besuch von einem Freund aus Deutschland. Dieser konnte Freitag und Samstag teilweise im Cockpit miterleben. Hier sein Bericht von unserem Start ins Wochenende: 
Mathias hatte sich schon auf einen freien Tag mit seiner Frau gefreut, als er nach der Landung in Wewak am Ende eines langen Flugtages vom Bodenpersonal mit der Nachricht empfangen wurde, dass er am nächsten Tag einen medizinischen Evakuierungsflug machen müsste. 
Eine Frau hatte sich bei einem Sturz mit ihrem eigenen Messer schwer verletzt, welches sie in einer Umhängetasche vor der Brust getragen hatte. 
Also musste Mathias am nächsten Morgen schon wieder um 5:30 Uhr aufstehen, um seine Flugvorbereitungen so früh wie möglich abzuschließen. Dazu gehörte in diesem Fall der Ausbau der Sitze, um Platz für einen liegenden Transport der Verletzten zu schaffen. Nur zwei Sitze mussten für die Begleitpersonen installiert bleiben.
Der Flug führte ihn in das Hochland von Papua Neuguinea, wo die Landebahn von Yatoam in einem Tal direkt hinter einem Bergrücken lag. Darum ging der Anflug hinter der Kuppe steil nach unten, um dann in einer Sackgasse auf einer ansteigenden Graspiste zu enden.
Umringt
Die Landebahn war schon von vielen Schaulustigen umgeben und kaum war das Flugzeug zum Stillstand gekommen, da wurde es auch schon von lebhaft diskutierenden Menschen eingekreist. Vier Männer trugen die Frau auf einer improvisierten Trage herbei und luden sie behutsam in das Flugzeug. Man konnte sehen, dass sie sehr große Schmerzen hatte und durch den hohen Blutverlust sehr geschwächt war. Mathias bettete sie auf einer Matte auf dem Boden des Flugzeuges und sicherte sie vorsichtig mit einigen Gurten für den Flug.
Sicherheit muss sein. Auch im Liegen.
Dann ging es wieder zurück nach Wewak. Unter voller Leistung kämpfte sich das Flugzeug an den steilen Berghängen hoch. 
Startposition in Yatoam
„Zum Glück kommt der Wind heute aus Südwest“, erklärte der erfahrene MAF Pilot, „und erzeugt an diesem Hang genügend Aufwind, um uns über den Pass zu tragen, ohne dass ich vorher erst noch kreisen muss.“ In Baumwipfelhöhe ging es dann über den Bergrücken. Mathias hatte den Kopf endlich wieder frei, um über Funk eine Ambulanz zum Flugplatz zu bestellen. In Gedanken war er ständig bei der leidenden Frau, die nun nach einer ganzen Nacht mit schweren Schmerzen im Lärm des Motors auf dem schwankenden Boden liegen musste.  
Landeanflug auf Wewak.
Auf der Landzunge befindet sich das lokale Krankenhaus.
Als er nach gut 60 Flugminuten in Wewak eintraf, war zu seiner Enttäuschung keine Ambulanz zu sehen. Angeblich konnte man den Fahrer nirgendwo auftreiben. 
Der MAF Bus wird – einmal mehr – zum Krankentransport.
Also musste die Frau in das MAF Auto umgeladen und von Mathias auf dem Boden liegend über die holprigen Straßen zum Krankenhaus gefahren werden. Aber selbst dort war sie noch nicht wirklich in sicheren Händen, denn es war kein Arzt auffindbar und die Schwerverletzte wurde nur von einer jungen Krankenschwester in Empfang genommen. In einem stillen Gebet konnte sie nur der Gnade Gottes überlassen werden.

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